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Daten und Fakten über Menschen in Bewegung
Autor*innen:
Friedrich Burschel, Wenke Christoph, Johanna Elle, Sabine Hess, Christian Jakob, Bernd Kasparek, Stefanie Kron, Laura Lambert, Ramona Lenz, Carlos Lopes, Johanna Neuhauser, Mario Neumann, Jochen Oltmer, Maria Oshana, Massimo Perinelli, Matthias Schmidt-Sembdner, Helen Schwenken, Maurice Stierl, Christian Stock
Migration – ein umkämpftes Menschenrecht
Migration ist kein gesellschaftlicher Sonderfall. Jede moderne Gesellschaft und jeder Staat der Welt ist auch ein Ergebnis menschlicher Mobilität. Dennoch erhitzt das Thema Migration rund um den Globus politische Debatten und die Meinungsbildung von Bürger*innen, Politiker*innen, Parteien und Bewegungen verläuft nicht selten entlang der Frage der Migration und der Politiken des Umgangs mit ihr. Entsprechend wirkmächtig sind die Mythen und Bilder, die rund um das soziale Phänomen der Migration entstanden sind. Zu den bekanntesten sprachlichen und visuellen Bildern der Migration gehören etwa die der Ströme, Wellen und Fluten. Sie lassen Migration als etwas Bedrohliches erscheinen und machen die tatsächlich Migrierenden unsichtbar.
Der Atlas der Migration möchte den Blick auf Migration sowie ihre Akteure verändern, einen politischen Wandel anstoßen und zu einer Versachlichung der Debatte auch innerhalb der europäischen linken Parteien und Bewegungen beitragen. Hier reichen die Meinungen vom Paradigma der offenen Grenzen bis zu ablehnenden Haltungen gegenüber Migrantinnen und Migranten, die oft auf der Annahme einer Konkurrenz der besonders schwachen in europäischen Gesellschaften beruht. Die zusammengetragenen Zahlen und Fakten zeigen, dass Migration, gleichwohl sie in allen Teilen der Welt stattfindet, weder ein Bedrohungspotenzial für die Gesellschaften der Zielländer noch für jene der Herkunftsländer birgt.
Dennoch ist Migration bedrohlich und zwar für die Migrierenden selbst, vor allem für Geflüchtete und Menschen ohne gültige Papiere. Dies machen die Beiträge über Tote an den Grenzen und tödliche Grenzkontrollen deutlich. Alltagsrassismus und rassistischer Terror, aber auch Xenophobie in den Institutionen und der Politik erschweren Migrant*innen und Flüchtlingen zudem die Reise, bedrohen ihre Teilhabe oder sogar ihr Leben in den Zielländern – und damit ihr Menschenrecht auf Migration.
Doch Migrierende nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand. Dies zeigen die Beiträge zu Kämpfen der Migration – gegen Rassismus und für die Rechte von Einwander*innen und Geflüchteten. Gemeinsam mit Nicht-Migrierten sind so in Europa und der Welt ungezählte Bewegungen der Solidarität gegen Abschiebungen, Xenophobie und Rechtspopulismus sowie für das Recht auf gesellschaftliche Teilhabe, würdige Arbeit, angemessenes Wohnen, Bildung und Gesundheit entstanden. Sie tragen dazu bei, die Gesellschaft der Vielen Wirklichkeit werden zu lassen.
Migration hat viele Realitäten und Facetten. Dieser Atlas wirbt für einen differenzierten Umgang mit ihr. Im derzeitigen gesellschaftlichen Klima bedarf es Mut, sich diesem Thema unaufgeregt zuzuwenden und anzuerkennen, dass Einwanderung unsere Gesellschaften im demokratischen Sinne pluralisiert.