Oktober 16, 2021

Das Recht auf Nahrung

Rosa-Luxemburg-Stiftung


Der Welternährungstag 2021 steht unter keinem guten Stern. Covid-19, Klimawandel und Konflikte in Verbindung mit strukturellen Problemen wie Armut, Ungleichheit, nicht nachhaltigen Ernährungssystemen, fehlenden Investitionen in die Landwirtschaft und die ländliche Entwicklung oder unzureichenden Sicherheitsnetzen haben das in der Agenda 2030 festgelegte Ziel, den Hunger zu beseitigen, zu einem unerreichbaren Ziel gemacht. In vielen vom Hunger betroffenen Regionen ist die Bekämpfung des Hungers zum Stillstand gekommen oder hat sich sogar umgekehrt. Aktuellen WHI-Prognosen zufolge wird die Weltgemeinschaft – insbesondere 47 Länder – bis 2030 kein niedriges Hungerniveau erreichen.

Angesichts dessen hätten die internationale Gemeinschaft und auch die Vereinten Nationen längst die überfällige Trendwende einleiten müssen, doch der UN Food Systems Summit (UNFSS) von UN-Generalsekretär António Guterres am 23. September 2021 in New York hat dieses Ziel nach Ansicht eines großen Teils der Zivilgesellschaft deutlich verfehlt. Anstatt sich mit den Ursachen des Hungers auseinanderzusetzen und Lösungen zu erarbeiten, wurde den profitorientierten Interessen von Unternehmen und Banken, aber auch philanthropischen Organisationen unverhältnismäßig viel Raum gegeben. Dabei sind es oft gerade diese Akteure, die ein intensives industrielles Agrarmodell fördern und damit die globale Ernährungs- und Klimakrise verschärfen.

Stattdessen müssen die Entscheidungen über die richtigen Wege aus der Krise gemeinsam mit den Menschen getroffen werden. Das bedeutet zunächst einmal, die Covid-19-Pandemie global zu bekämpfen, zum Beispiel durch die Unterstützung von 120 Millionen Menschen, die seit 2020 zusätzlich unter chronischem Hunger leiden. Es bedeutet aber auch, das globale Ernährungssystem umzugestalten, indem die Kontrolle über Ressourcen wie Saatgut, Wasser und Land in die Hände der Bäuer*innen gelegt wird, der Zugang zu Märkten, Wissen und Kapital ermöglicht wird und die sozialen Bewegungen und die Selbstorganisation von Landarbeiter*innen, Kleinbäuer*innen und anderen marginalisierten Gruppen in ländlichen Gebieten gestärkt werden. Von grundlegender Bedeutung ist dabei das Konzept der Ernährungssouveränität.