Dossier

Positiver Frieden

Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg. Moderne (Gewalt-)Konflikte haben nicht nur direkte, sondern auch indirekte und strukturelle Ursachen, wie Armut, Hunger, politische Diskriminierung oder soziale Ungleichheit. Sie sind vielschichtig und komplex, wobei direkte, z.B. politische Diskriminierung, Menschenrechtsverletzungen und Verteilungsungerechtigkeit, und indirekte Aspekte wie Folgen des Klimawandels und von Umweltschäden oder Konkurrenz um Absatzmärkte und globale Ressourcen eine Rolle spielen. Der Begriff „Positiver Frieden“ berücksichtigt diese Aspekte und zielt auf einen dauerhaften Frieden, in dem nicht nur direkte Gewalt beendet wird, sondern auch indirekte und strukturelle Formen der Gewalt präventiv und nachhaltig beseitigt werden.

Positiver Frieden bedeutet, nicht erst dann an Frieden zu denken, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist. Die Ursachen von Konflikten müssen in den Blick genommen werden. Konflikte erhalten meist erst dann Aufmerksamkeit, wenn sie gewalttätig geworden sind. Oft sind Konflikte aber schon lange da, bevor sie offen gewalttätig werden. Oft werden sie dann darauf reduziert, religiöse oder ethnische Konflikte oder rein geopolitische oder regionale Konflikte zu sein. Meist beginnen diese Konflikte jedoch als Verteilungs- oder Befreiungskonflikte, die dann entlang konfessioneller oder ethno-regionaler Grenzen sowie auf internationaler und regionaler Ebene ausgetragen werden. Kritische Konfliktanalysen müssen daher die Ursachen von Konflikten analysieren und die verschiedenen Akteure, nationale und internationale, Konfliktprofiteure und Konfliktleidende, und ihre Interessen untersuchen.

An die Konfliktanalyse schließt sich die Frage der Konflikttransformation, d.h. der Friedenspolitik, an. Positive Friedenspolitik setzt also bei den Ursachen von Konflikten an, die präventiv beseitigt werden müssen. Eine positive Friedenspolitik muss daher diese Konfliktursachen berücksichtigen, analysieren und kritisieren, z.B. politische Diskriminierung, Menschenrechtsverletzungen, ungerechte sozioökonomische Verteilung, Konkurrenz um Absatzmärkte und globale Ressourcen, geopolitische Interessenpolitik oder Klimawandel. All diese Dinge fallen unter den Begriff der Konfliktursachen, die präventiv angegangen werden müssen, wenn Frieden mehr sein soll als nur die vorübergehende Abwesenheit von Krieg.

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