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Die Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika (AGRA)
Die Studie „Falsche Versprechen: Die Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika (AGRA)“ wurde herausgegeben von: Biba (Kenia), Brot für die Welt, FIAN Deutschland, Forum Umwelt und Entwicklung, INKOTA, IRPAD (Mali), PELUM Sambia, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Tabio (Tansania) und TOAM (Tansania).
Autor*innen:
Abdallah Ramadhani Mkindi, Anne Maina, Jan Urhahn, Josephine Koch, Lena Bassermann, Mamadou Goïta, Mutinta Nketani, Roman Herre, Stig Tanzmann, Timothy A. Wise, Melissa Gordon, Rachel Gilbert
In einer internationalen Studie dokumentieren die Rosa-Luxemburg-Stiftung, Brot für die Welt, FIAN Deutschland, Forum Umwelt und Entwicklung, INKOTA-netzwerk sowie fünf Partnerorganisationen aus Mali, Kenia, Sambia und Tansania die dramatischen Folgen der Allianz für eine Grüne Revolution (AGRA) für kleinbäuerliche Erzeuger*innen in den 13 afrikanischen Schwerpunktländern der Initiative.
AGRA wurde 2006 gegründet, um der Hungerbekämpfung in Afrika mit ihrem konzerngetriebenen Ansatz der Grünen Revolution neue Impulse zu geben. Sie hat versprochen, bis zum Jahr 2020 die landwirtschaftlichen Erträge und die Einkommen von 30 Millionen kleinbäuerlichen Haushalten zu verdoppeln und damit sowohl Hunger als auch Armut in ihren afrikanischen Schwerpunkt-Ländern zu halbieren. Um dieses Ziel zu erreichen, erhielt AGRA über eine Milliarde US Dollar – vor allem von der Bill- und-Melinda-Gates-Stiftung, aber auch von der Bundesregierung. Die Ergebnisse der Studie stellen AGRA ein schlechtes Zeugnis aus: Die Ertragssteigerungen für wichtige Grundnahrungsmittel waren in den Jahren vor AGRA waren genauso niedrig wie während AGRA. Statt den Hunger zu halbieren, hat sich seit dem Start von AGRA die Lage in den 13 Schwerpunktländern sogar verschlechtert. Die Zahl der hungernden Menschen ist in den AGRA-Jahren um 30 Prozent gestiegen.
Die Studie zeigt zudem: AGRA schadet sogar kleinbäuerlichen Erzeuger*innen, etwa, weil sie einem hohen Verschuldungsrisiko ausgesetzt sind. In Sambia und Tansania konnten sie schon nach der ersten Ernte die Kredite für Dünger und Saatgut nicht zurückzahlen. AGRA-Projekte schränken zudem die Wahlfreiheit für kleinbäuerliche Erzeuger*innen ein, selbst zu entscheiden, was sie anbauen wollen. Das hat dramatische Auswirkungen auf die Vielfalt von Nahrungsmitteln. Der AGRA-Fokus liegt auf dem einseitigen Anbau von Mais. Traditionelle klimaresistente und nährstoffreiche Nahrungsmittel werden dadurch verdrängt. So ging die Hirseproduktion laut Studie im AGRA-Zeitraum von 2006 bis 2018 in den 13 AGRA-Schwerpunktländern um 24 Prozent zurück. Außerdem lobbyiert AGRA Regierungen im Interesse von Agrarkonzernen für förderliche Gesetzgebungen für Düngemittelhersteller und Saatgutfirmen statt kleinbäuerliche und alternative Strukturen zu stärken – und wird dafür von Regierungen weltweit hofiert.
Die Herausgeber der Studie kommen unter anderem zu dem Ergebnis, dass die Bundesregierung aus AGRA und allen Programmen der Grünen Revolution aussteigen muss. Stattdessen soll sie und entwicklungspolitische Geber weltweit stärker nachhaltige, ganzheitliche Ansätze wie Agrarökologie unterstützen. Agrarökologie stellt kleinbäuerliche Erzeuger*innen, ihr Menschenrecht auf Nahrung und ihre Ernährungssouveränität in den Mittelpunkt.
Wir sprachen auch mit Mamadou Goïta vom Institute for Research and Promotion of Alternatives in Development (IRPAD) über die Neue Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika.