Juli 1, 2019

Edle Tees für Hungerlöhne

Benjamin Luig

Menschenrechtsverletzungen auf Teeplantagen im indischen Darjeeling


Benjamin Luig arbeitet zu Fragen der Agrarpolitik und lebt in Berlin. Von 2016 bis 2019 leitete er das Dialogprogramm Ernährungssouveränität der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Johannesburg, Südafrika. Das Dialogprogramm unterstützt Gewerkschaften und Organisationen von Landarbeiter*innen in Fragen der Durchsetzung von Arbeitsrechten in der Landwirtschaft. Ebenso werden Bauernorganisationen in ihren Kämpfen um Kontrolle über natürliche Ressourcen unterstützt. Der Autor dankt Anuradha Talwar, Suraj Subba und Jan Urhahn für die Unterstützung. Ein besonderer Dank gilt Debjeet Datta für die gemeinsamen Diskussionen und die Hilfe bei der Übersetzung in den Interviews mit Beteiligten in Darjeeling.


Mit einem Lieferkettengesetz könnte die Bundesregierung deutsche Unternehmen zur Einhaltung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten im Ausland verpflichten. 

Die Studie «Edle Tees für Hungerlöhne. Teeexporte von Darjeeling nach Deutschland» zeigt die zentrale Bedeutung deutscher Importeure für die Teeproduzenten in Darjeeling in Indien auf. Unternehmen wie die Ostfriesische Tee Gesellschaft (OTG), Teekampagne, TeeGschwendner und andere kaufen schätzungsweise ein Viertel der jährlichen Teeproduktion aus Darjeeling auf und exportieren den Tee nach Deutschland. Die Teepflückerinnen vor Ort erhalten nur zwischen 1,4 und 2,8 Prozent des Ladenpreises in Deutschland als Lohn. Dieser Lohn reicht für ein Leben in Würde bei Weitem nicht aus. Hinzu kommt, dass Löhne in einzelnen Fällen gar nicht oder nur mit Verzögerung ausgezahlt werden. Der von deutschen Teeimporteuren ausgeübte Preisdruck verschärft die Krise, in der sich der Teesektor in Darjeeling gegenwärtig befindet. Teepflückerinnen leiden zudem unter mangelhaften Unterkünften und mangelndem Zugang zu essentieller Infrastruktur wie Toiletten.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Bundesregierung ein Lieferkettengesetz verabschieden sollte, das die menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten von Teeimporteuren mit Sitz in Deutschland festschreibt. Damit können deutsche Unternehmen verpflichtet werden, für die Einhaltung von Menschenrechten entlang der gesamten Lieferkette Sorge zu tragen.

Inhalt

Worum es geht – Ansatz und Methodik

Tee weltweit – ein Überblick

  • Eine kurze Geschichte des Teemarkts – Restrukturierung und Konzernmacht
  • Umfassende Abhängigkeiten – Leben auf der Plantage

Die Lieferkette von Darjeeling nach Deutschland

  • Bestandsaufnahme – der Teehandel in Deutschland
  • Akteure entlang der Lieferkette
  • Die Aufteilung des Kuchens – Preisverhältnisse entlang der Lieferkette
  • Qualität hat seinen Preis – Darjeeling als Marke

Arbeitsbedingungen in Darjeeling

  • Gewerkschaftliche Organisierung
  • Hungerlöhne
  • Formen der Regulierung
    • Der indische Staat – der «Plantations Labour Act»
    • Das Rainforest-Alliance-Siegel
    • Der Fairtrade-Standard
    • Der internationale Rahmen – menschenrechtliche Sorgfaltspflichten

Im Detail: Lebens- und Arbeitsrealitäten auf vier Plantagen

  • Teeplantage Pandam
  • Teeplantage Phuguri
  • Teeplantage Kalej Valley
  • Teeplantage Monteviot

Fazit

  • Menschenrechte werden verletzt
  • Empfehlungen: Menschenrechte durchsetzen, Reformen umsetzen