April 7, 2021

Gesundheit ist ein Menschenrecht

Rosa-Luxemburg-Stiftung


Heute ist der Weltgesundheitstag, eine jährliche Erinnerung daran, dass es noch ein weiter Weg ist bis zu „Health for All“ – Gesundheitsversorgung für Alle. Die WHO erinnert an diesem Tag daran, dass unsere Gesundheit stark von sozialen Ungerechtigkeiten abhängt. Ein Fakt, den auch die aktuelle Pandemie in aller Brutalität deutlich macht.

Bis heute steht vielen ärmeren Ländern praktisch kein Covid-19 Impfstoff zur Verfügung. Aber auch innerhalb der reichen Länder sehen wir einen sehr starken Einfluss von Armut und schlechten sozialen Bedingungen auf die Gesundheit. In New York zum Beispiel konnten die deutlich höheren Covid-19 Infektions- und Sterberaten bei schwarzen und hispanischen Amerikaner*innen auf schlechtere Lebens- und Arbeitsbedingungen zurückgeführt werden.

Auch jenseits von Covid-19 sehen wir das Tag für Tag: Menschen sterben in einem Land an Krankheiten, die in einem anderen Land mit besserer Gesundheitsversorgung einfach behandelbar wären. Oder nehmen wir die Lebenserwartung innerhalb eines Landes: In Deutschland zum Beispiel leben Männer aus Haushalten mit hohem Einkommen im Schnitt fünf Jahr länger als Männer aus ärmeren Schichten. Fünf Jahre! Soziale Ungerechtigkeit ist auch eine Frage von Leben oder Tod.

Leben statt Profite!

Zu Recht sagt die WHO: „Das ist nicht nur unfair – das kann auch verhindert werden!“ Wir müssen die Ursachen der Gesundheits-Ungerechtigkeit angehen, und das heißt zu allererst, die Geschäftemacherei im Gesundheitssektor zu bekämpfen. Die Privatisierung von Krankenhäusern, die überteuerten Preise der Pharmaindustrie oder der immer größere Einfluss der Privatwirtschaft auf globale Gesundheits-Entscheidungen – das sind die Hauptursachen für die heutigen ungerechten Gesundheitssysteme auf der ganzen Welt.

In der Vergangenheit haben wir für bezahlbare AIDS-Medikamente gekämpft – und gewonnen! Jetzt bekämpfen wir die Patente, die weltweit Milliarden Menschen am lebensrettenden Zugang zu Covid-19 Impfstoffen oder Medikamenten hindert. 

Eines dürfen wir nie vergessen: Wer hat denn für die Grundlagenforschung und die Entwicklung der Covid-19 Tests, Medikamente und Impfstoffe bezahlt? Das waren wir, Steuergelder in Milliardenhöhe wurden hier investiert, und jetzt machen private Unternehmen damit ein Vermögen, auf Kosten der ärmeren Länder und Menschen. Für einen gerechten Zugang zu Gesundheitsversorgung müssen eines durchsetzen: Public return on public investment – die Öffentlichkeit muss von öffentlichen Investitionen profitieren!

Wir sollten uns auch daran erinnern, dass diese Pandemie erst dann vorbei ist, wenn sie für alle Menschen vorbei ist. Wenn nur einige wenige Länder ihre Bevölkerung impfen können, dann werden in anderen Weltgegenden immer neue Mutanten entstehen und damit die Pandemie auf der ganzen Welt immer weiter verlängern.

Die aktuelle Pandemie führt uns deutlich vor Augen, wie sehr unsere Gesundheit auch von einer gesunden Umwelt und von gesunden Lebensmitteln abhängt. Viele der neuen Krankheitserreger der letzten Jahrzehnte – von Ebola über Sars bis zu Covid-19 – wurden begünstigt durch die Zerstörung von Biodiversität und/oder durch Massentierhaltung.

Eine gesunde Zukunft für uns alle wird es nur mit sozialer und Umwelt-Gerechtigkeit geben. Packen wir es an!

Text von Jan van Aken, einem deutschen Aktivisten für Greenpeace und Politiker (Die Linke). Er war von 2009 bis 2017 Mitglied des Deutschen Bundestages. Er ist Experte für Rüstungs-, Agrar- und Gesundheitspolitik.