März 14, 2022

Die ILO wählt ihren neuen Generalsekretär

Rosa Luxemburg Stiftung

In den letzten Monaten hat das Genfer Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung Kandidat*innen aus dem Globalen Süden angesprochen, die sich um den Posten der/des Generalsekretär*in der Internationalen Arbeitsorganisation bewerben. Wir hatten die Gelegenheit, Mthunzi Mdwaba zu interviewen, der uns über seine Kandidatur und seine Sicht auf die ILO berichtete


Im März 2022 wählt die Internationale Arbeitsorganisation eine*n neue*n Generalsekretär*in, das erste Mal seit Guy Ryder, der derzeitige Generalsekretär der ILO, vor zehn Jahren gewählt wurde. Seine zweite Amtszeit endet im Oktober 2022, dann macht er Platz für den neuen Generalsekretär, der die ILO in unbekannte Gewässer führen wird.

Die Arbeitswelt steht vor noch nie dagewesenen Herausforderungen. Die globale Pandemie, die zunehmend unumkehrbaren Auswirkungen des Klimawandels, der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft, die Trends der Digitalisierung, das Gespenst bewaffneter Konflikte und andere miteinander verknüpfte Prozesse wirken sich nicht nur auf die Zahl der Arbeitsplätze und deren Qualität aus, sondern auch auf Gemeinschaften, Umwelt und Wirtschaft in der ganzen Welt.

Es steht fest, dass der globale Süden die Hauptlast der anhaltenden komplexen Krise tragen wird. Im globalen Süden werden sowohl auf internationaler als auch auf nationaler und lokaler Ebene diejenigen am stärksten betroffen sein, die ohnehin schon gefährdet und marginalisiert sind, sei es in wirtschaftlicher, sozialer, politischer oder ökologischer Hinsicht. Die Auswirkungen der Pandemie haben Arbeiter und Gemeinschaften stark getroffen. Die jüngsten Zahlen der ILO prognostizieren schwindelerregende Verluste an Arbeitsstunden und Arbeitsplätzen in allen Regionen der Welt, wobei Frauen und junge Frauen besonders stark unter der Pandemie und der Bewältigung leiden.



Die Kandidat*innen, die sich dieser Herausforderung stellen, kommen ebenfalls aus der ganzen Welt (in alphabetischer Reihenfolge – weitere Informationen zu den einzelnen Kandidaten finden Sie auf der ILO-Wahl-Webseite):

  • Gilbert F. Houngbo, Präsident des Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung und ehemaliger stellvertretender Generaldirektor der ILO, aus Togo, der von der togolesischen Regierung und der Afrikanischen Union zur Wahl vorgeschlagen wurde
  • Kang Kyung-wha, ehemalige Außenministerin von Südkorea 2017-2021, aus Südkorea, nominiert zur Wahl durch die Regierung von Südkorea
  • Mthunzi Mdwaba, Vizepräsident der Internationalen Arbeitgeber-Organisation bei der ILO und stellvertretender Vorsitzender der Arbeitgeber im Verwaltungsrat der ILO, aus Südafrika, nominiert zur Wahl durch die Regierung von Lesotho und die Regierung von Malawi
  • Muriel Pénicaud, Botschafterin und Ständige Vertreterin Frankreichs bei der OECD und ehemalige französische Arbeitsministerin, aus Frankreich, zur Wahl vorgeschlagen von der französischen Regierung
  • Greg Vines, Stellvertretender Generaldirektor für Verwaltung und Reform der ILO, aus Australien, der von der australischen Regierung zur Wahl vorgeschlagen wurde

Die ILO ist im internationalen System in einer einzigartigen Position, da sie die einzige Organisation mit einer dreigliedrigen Mitgliederstruktur ist. Im Unterschied zu anderen Organisationen der Vereinten Nationen, in denen die Mitgliedstaaten nur durch ihre Regierungen vertreten sind, stimmen die Regierungen, Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände in allen Angelegenheiten gemeinsam ab.


Hinter den Kulissen / RLS

Damit ist die ILO ein zentrales Kampffeld zwischen Arbeit und Kapital auf internationaler Ebene. Keine*r der Kandidat*innen bei dieser Wahl hat jedoch einen gewerkschaftlichen Hintergrund. Das liegt wahrscheinlich daran, dass Guy Ryder, der derzeitige Generalsekretär, ehemaliger Chef des Internationalen Gewerkschaftsbundes ist, neben vielen anderen Positionen, die er in der Gewerkschaftsbewegung innehatte.

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung hat den Auftrag, progressive politische Bildungsarbeit zu leisten. Der Fokus des Genfer Büros liegt auf der Stärkung der Beziehungen zwischen dem Globalen Süden und dem internationalen System in Genf. In Zusammenarbeit mit dem RLS-Büro Südliches Afrika präsentieren wir ein informatives Video mit Mthunzi Mdwaba, einem der Kandidaten für den Posten des Generalsekretärs aus dem Globalen Süden. Sehen Sie, wie er die Struktur der ILO erklärt und seine Kandidatur erörtert, während er Potjiekos kocht, ein südafrikanisches Traditionsgericht, das in einem dreibeinigen Topf langsam über dem Feuer gekocht wird – bleiben Sie dran bis zum Rezept am Ende!